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Jenseits von Afrika

Friedlich grasende Zebras, graziös anmutende Giraffen, neugierig blickende Paviane — es sind erfrischend pure Momente, die die rund 50-köpfige Delegation des deutschen Vizekanzlers Robert Habeck im Hell’s Gate National Park in Kenia erleben darf.

Kurz zuvor hatte sich Habeck in seiner Funktion als Wirtschafts- und Energieminister durch das Geothermiekraftwerk Olkaria nördlich der Hauptstadt Nairobi führen lassen: Umringt von Kameras, Smartphones und Mikrofonen warb er für eine engere Zusammenarbeit im Bereich der erneuerbaren Energien und für den Zuzug kenianischer Fachkräfte nach Deutschland. Die Einblicke in die Tierwelt boten sich auf dem Weg der rund ein Dutzend Fahrzeuge umfassenden Autokolonne zu einer Berufsschule in Kikuyu, in der Jugendliche mit Solarenergie experimentieren und das Schweißen lernen. Mit einem VR-Headset versuchte sich Habeck auch — mehr oder weniger erfolgreich — am virtuellen Löten.

Robert Habeck. Foto: Krisztian Bocsi/Bloomberg

Die Reise des frischgebackenen Kanzlerkandidaten der Grünen steht in krassem Gegensatz zu den zeitgleich stattfindenden, deutlich heikleren Besuchen von Bundeskanzler Olaf Scholz im kriegsgeplagten Kiew und dem China-Kurzbesuch seiner Parteikollegin und Außenministerin Annalena Baerbock. 

Doch eines verbindet sie: Neben ihrer Funktion als Staatsdiener ist es auch das Kalkül der Politiker auf der Zielgeraden ihrer Amtszeit vor den Neuwahlen im Februar, den Deutschen das Bild von entschlossenen und unermüdlichen Machern von Weltrang zu hinterlassen — und nicht das einer gescheiterten Regierung. Und natürlich schöne Fernsehbilder: In Kenia hatte sein Namensvetter Robert Redford zusammen mit Meryl Streep vor traumhafter Kulisse die Liebesgeschichte Jenseits von Afrika gedreht. 

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin, Alexander Kell, Stephan Kahl, Annika Reichelt und Verena Sepp: Zeitarbeit, sta(a)ttliche Fehlinvestition, Banker mit XXL-Wochenende, russischer Reichtum, und Schweizer Qualität.

Zeitarbeit

Als der 73-jährige Mitte-Rechts-Politiker Michel Barnier im September zum französischen Premierminister ernannt wurde, rechneten nur wenige damit, dass der Mann, der die Europäische Union während der Brexit-Ära zusammenhielt, Weihnachten womöglich nicht mehr im Amt sein würde. Genau danach sieht es inzwischen aber aus. Eine Vertrauensabstimmung im Pariser Parlament ist nun für Mittwoch angesetzt. Erhält die Regierung ein Misstrauensvotum, ist sie nur noch kommissarisch im Amt und Präsident Macron muss einen neuen Premier ernennen. Erneute Neuwahlen sind erst ein Jahr nach den letzten möglich, also im nächsten Juli. Damit droht eine Übergangszeit des Chaos. Angesichts der Forderungen der Nationalen Sammlung von Marine Le Pen dürfte bis mindestens Herbst nächsten Jahres keine französische Regierung politischen Spielraum haben, wie Citigroup bereits letzte Woche angemerkt hat. Eine Erholung der Frankreich-Anleihen im frühen Dienstagshandel blieb Episode. Inzwischen überwiegt erneut das Verkaufsinteresse. Der Aktien-Leitindex CAC 40 fällt in diesem Jahr so weit hinter den Dax zurück wie seit drei Jahrzehnten nicht mehr.

Sta(a)ttliche Fehlinvestition

Die staatsfinanzierte Wette auf die Elektromobilität kommt die deutschen Steuerzahler womöglich teuer zu stehen. Der insolvente schwedische Batteriehersteller Northvolt, der eine Fabrik bei Heide in Schleswig-Holstein errichtet, hatte im November in den USA Gläubigerschutz beantragt, der Versuch einer Auffangfinanzierung war gescheitert. Für den Bau der Batteriezellenfabrik hatte die staatliche Förderbank KfW dem Unternehmen über eine Anleihe 600 Millionen Euro geliehen. Da nun zweifelhaft ist, ob die Staatsbank die Forderung eintreiben kann, steht der Bund für Nennwert und Refinanzierungskosten von insgesamt gut 620 Millionen Euro ein. Die fehlen jetzt im Haushalt von Wirtschaftsminister Habeck. Laut einem Ministeriumssprecher ist noch nicht abzusehen, ob dem Bund letztlich ein Schaden entsteht. Dies hänge vom Ausgang des Insolvenzverfahrens ab. E-Auto-Pionier Tesla musste im November den zweiten Rückgang in Folge seiner Auslieferungen im Werk Shanghai hinnehmen — obwohl die chinesische Regierung die Subventionen erhöht hat, um mehr Verbraucher zum Kauf eines Elektroautos zu bewegen. Der Rückgang im Vergleich zum Vorjahr belief sich auf 4,3%.

Banker mit XXL-Wochenende

Nachdem einige Genossenschaftsbanken — darunter PSD Bank Braunschweig, Volksbank Kaiserslautern und Volksbank Euskirchen — auf 4-Tage-Arbeitswochen umgestellt haben, ziehen Vorstände der Institute in verschiedenen Bloomberg-Interviews eine positive Bilanz. Trotz Fachkräftemangel und demografischem Wandel ließen sich offene Stellen leichter besetzen, der Krankenstand sei gesunken. Die positiven Einordungen der Regionalbanken-Chefs zu verkürzten Arbeitszeiten scheinen im Gegensatz zu den Einschätzungen einiger wichtiger deutscher Finanz-Manager zu stehen. So hatten etwa Deutsche-Bank-Vorstandschef Christian Sewing und Helaba-Boss Thomas Groß mehr Arbeit angemahnt, um die deutsche Wirtschaft anzukurbeln. Die von Bloomberg befragten Vorstände der Geno-Banken haben nach eigenen Angaben allerdings keinen Leistungsabfall durch ihr neues Arbeitszeitmodell festgestellt und ihre Ziele sogar teils übertroffen.

Russischer Reichtum

Aus Sorge vor zunehmenden Sanktionsrisiken machen die meisten Banken einen Bogen um russische Kunden. Die größte Bank Singapurs baut ihr russischsprachiges Team für das Wealth Management hingegen auf. Die DBS Group hat in den letzten Monaten zwei Mitarbeiter eingestellt und damit die Zahl der russischsprachigen Privatbanker im Stadtstaat auf mindestens neun erhöht. Einer der Mitarbeiter kam im Juni von der Union Bancaire Privee, ein anderer im September von der Credit Suisse. DBS hat sich in letzter Zeit zu einem der bevorzugten Wealth Manager für reiche Russen in Asien entwickelt. Obwohl das russische Vermögen nur einen Bruchteil der von der DBS für Privat- und Geschäftskunden verwalteten umgerechnet rund 284 Milliarden Euro ausmacht, hebt sich das Wachstumstempo deutlich von anderen Banken ab, die sich größtenteils im Sparmodus befinden. Die Regierung von Singapur verhängte nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine Anfang 2022 ihre eigenen gezielten einseitigen Sanktionen gegen russische Banken, den Handel mit Kryptowährungen und Exporte. Einige Bank- und Wealth Management-Aktivitäten für nicht-sanktionierte Parteien wurden jedoch fortgesetzt. 

Schweizer Qualität

Wem die Lebensqualität hierzulande nicht ausreicht, der findet vielleicht etwas südlicher sein Glück. Die Schweiz und Österreich beheimaten einer neuen Studie der Beratungsfirma Mercer zufolge einige der weltweit attraktivsten Städte für ausländische Berufstätige. Zürich throhnt auf Platz 1, gefolgt von Wien und Genf. Auch Bern und Basel schaffen es unter die Top 10 — Frankfurt (Platz 7) ist der einzige deutsche Vertreter, außerhalb Europas erreichten nur Auckland und Vancouver die besten Zehn. Mercer nahm mehr als 450 Städte unter die Lupe und betrachtete 39 Faktoren, darunter das politische und soziale Umfeld, Gesundheit, Bildung, Freizeit und Wohnen. Zürich wurde für “hervorragende öffentliche Dienstleistungen, niedrige Kriminalitätsraten, eine lebendige Kulturszene und das Engagement für Nachhaltigkeit“ gelobt. Die Mega-Metropolen Singapur und New York ergatterten nur Rang 30 und 45. Khartum im Sudan und die irakische Hauptstadt Bagdad bilden die Schlusslichter.

Was sonst noch so passiert ist:

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