Five Things: Germany
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Mehr als nur ein Sparpaket

Der Streit um schmerzhafte Kostensenkungen bei Volkswagen spitzt sich zu. Am Montag legten Beschäftigte an den deutschen Standorten der Kernmarke VW für rund eine Stunde die Arbeit nieder, um gegen weitreichende Kürzungspläne des Vorstands zu protestieren.

Begleitet wurde der Arbeiter-Protest von deutlicher Kritik in Worten. Die vom Betriebsrat herausgegebene Mitarbeiterzeitung Mitbestimmen berichtet, der Vorstand wolle Zehntausende Kündigungen aussprechen und sieht einen “Kahlschlag-Plan für alle Werke”. Das sei “eine Kampfansage von historischem Ausmaß an die eigene Belegschaft und an ganze Heimatregionen im Herz des Konzerns”, so der Betriebsrat. Mindestens drei VW-Werke in Deutschland sollen nach Angaben der Arbeitnehmervertretung geschlossen werden.

Montage bei VW in Wolfsburg. Foto: Krisztian Bocsi/Bloomberg

Offiziell bestätigt hat der Konzern das noch nicht. Doch am Mittwoch legt Europas größter Autobauer seine Zahlen für das dritte Quartal vor. Nach der zweiten Gewinnwarnung innerhalb von drei Monaten, mit der das Unternehmen Ende September die Anleger kalt erwischte, wächst der Druck, einen Weg aus der aktuellen Krise zu finden. Die Aussagen von Wettbewerbern wie Mercedes-Benz machen wenig Hoffnung auf eine schnelle Markterholung. Und im Volumensegment der Marke VW ist der Wettbewerb noch härter als im Premiumsegment.

Der VW-Vorstand spiele “massiv mit dem Risiko, dass hier bald alles eskaliert”, sagte VW-Betriebsratschefin Daniela Cavallo. Am Mittwoch steht neben den Quartalszahlen auch die zweite Verhandlungsrunde für den VW-Haustarif an. Auch hier zeichnet sich bislang keine Annäherung ab.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Annika Reichelt, Rainer Bürgin, Stephan Kahl und Alexander Kell: Appetit auf Zinsen, Krisen-Optionen, Metzler gegen den Trend, Ende für Trittbrettfahrer, und Sturm-Schnäppchen.

Appetit auf Zinsen

Mit vollem Magen fällt die Einigung leichter - das scheint zumindest das Motto von EZB-Chefin Christine Lagarde zu sein, die ab Januar die EZB-Ratsmitglieder vor den meisten Zinsentscheidungen zum Abendessen einladen will. Wie aus informierten Kreisen verlautete, informierte Lagarde die Ratsmitglieder per E-Mail über die Dinner, die jeweils am Dienstag vor dem Entscheidungstag stattfinden sollen. Die Pläne seien bereits bei der jüngsten geldpolitischen Sitzung diskutiert und gebilligt worden, hieß es. Bisher beginnen die Ratssitzungen erst am Mittwoch, die geldpolitischen Entscheidungen werden dann am Donnerstagnachmittag bekannt gegeben. Bei den Abendessen soll jeweils ein hochrangiger Gast anwesend sein, hieß es. Zum ersten Dinner werde voraussichtlich EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen eingeladen, hieß es. Ein EZB-Sprecher wollte sich zu den kulinarischen Treffen nicht äußern. Unterdessen mehren sich die Anzeichen, dass sich die wirtschaftliche Szenerie in der Eurozone verändert. Die Wirtschaft will sich nicht erholen, die Inflation gehört der Vergangenheit an und die EZB muss möglicherweise die Zinsen wieder auf ein neutrales Niveau bringen. Drei von Bloomberg Economics entwickelte Tools deuten darauf hin, dass bis ins nächste Jahr hinein mit sukzessiven Zinsschritten nach unten zu rechnen ist.

Krisen-Bewältigung

Um seine Liquidität zu stärken und das Bonitätsrating zu stützen, hat der von Qualitätsproblemen und einem Streik gebeutelte Flugzeugbauer Boeing eine Kapitalerhöhung um fast 19 Milliarden Dollar auf den Weg gebracht und damit einen Vorabbericht von Bloomberg bestätigt. Am heutigen Montag kündigte der US-Konzern die Ausgabe von 90 Millionen Stammaktien sowie von Hinterlegungsscheinen im Volumen von rund $5 Milliarden an. Im Rahmen der Sparbemühungen prüft Boeing zudem die Optionen für seine Weltraumsparte Starliner. Zieht sich der Konzern zurück, wäre Washington beim Transport von Astronauten in den Weltraum gänzlich von Elon Musks SpaceX abhängig. “Eine zuverlässige Methode, Astronauten zur Raumstation zu bringen, ist gefährdet”, sagt Clayton Swope vom Thinktank Center for Strategic and International Studies. Diesseits des Atlantiks wird Airbus am Mittwoch seine Ergebnisse veröffentlichen.

Metzler gegen den Trend

Etwas gegen den Trend bewegt sich das Bankhaus Metzler in diesen Tagen. Während viele Häuser ihr Aktien-Research einstellen oder herunterfahren, verfolgen die Frankfurter genau die entgegengesetzte Strategie. Metzler will die Anzahl der bewerteten Aktien um rund die Hälfte steigern und in diesem Zusammenhang auch bis zu 50% mehr Analysten einstellen. Das sagte Pascal Spano, Research-Chef im Kapitalmarktgeschäft des Hauses, im Interview mit Bloomberg. Das Bankhaus Lampe gab derweil schon vor dem Abschluss der Übernahme durch Hauck & Aufhäuser sein Aktiengeschäft samt Research unter anderem wegen “mangelnder wirtschaftlicher Perspektive” auf. Die NordLB, die nach einer milliardenschweren Rettung verkleinert wurde, stellte ihr Aktien-Research ebenfalls ein. Und auch die Commerzbank bietet schon seit einiger Zeit kein eigenes institutionelles Aktien-Research mehr an und arbeitet stattdessen mit Oddo BHF zusammen.

Ende für Trittbrettfahrer

Nach den Worten des republikanischen Vizepräsidentschaftskandidaten J.D. Vance würde Donald Trump im Falle seiner Wiederwahl die USA in der Nato halten. Allerdings sei es wichtig, dass das transatlantische Bündnis nicht “nur ein Sozialhilfeempfänger“ ist. “Donald Trump will, dass die Nato stark ist”, sagte der Senator aus Ohio in einem am Sonntag ausgestrahlten TV-Interview. “Er will, dass wir in der Nato bleiben“. Derzeit trügen neben den USA nur Großbritannien und ein paar andere Staaten angemessene Lasten. “Das Problem der Nato ist, dass vor allem Deutschland mehr für die Sicherheit ausgeben muss.” Unterdessen glaubt Elon Musk, der nach dem Wunsch Trumps im Falle eines Wahlsieges eine Initiative zur Senkung der Staatsausgaben leiten soll, dass er mindestens 2 Billionen aus dem zuletzt 6,8 Billionen Dollar schweren Bundeshaushalt herausschneiden könnte. “Wir werden Ihnen die Regierung vom Hals schaffen und ihre Hand aus Ihrem Geldbeutel nehmen”, so Musk am Sonntag bei einer Kundgebung für Trump im New Yorker Madison Square Garden. 

Sturm-Schnäppchen

In der kleinen Gemeinde Boca Grande an der Küste Floridas überwintert schon seit hundert Jahren die Elite Amerikas – von Katharine Hepburn bis zu den beiden Bush-Präsidenten. Doch vor einigen Wochen wurde der Ort von Hurrikan Milton überschwemmt, die Sturmflut drang in Häuser und Geschäfte ein und begrub vieles unter weißem Sand. Der Himmel hatte nach dem Hurrikan kaum aufgeklart, da begann das Telefon von Michael Saunders schon zu klingeln. Die Leute, die sein Maklerbüro anriefen, wollten trotzdem — und gerade vor diesem Hintergrund — unbedingt hier kaufen. “Wir haben bereits Anrufe von Interessenten, Investoren und einigen Schnäppchenjägern, die sagen: ‘Ich kaufe alles in bar und schließe in zwei Wochen ab’”, berichtete Saunders. Der Attraktivität von Boca Grande für Investoren hat die Zerstörung keinen Abbruch getan, da viele die Gelegenheit wittern, begehrte Küstengrundstücke zum Schnäppchenpreis ergattern zu können. Immobilien an den Sandstränden Floridas sind trotz Sorgen vor dem Klimawandel und den jährlichen Wirbelstürmen in der Karibik nach wie vor äußerst begehrt. “Die Menschen vergessen schnell, wenn es um die katastrophalen Folgen eines Sturms geht”, sagte Saunders. “Sie vergessen und wollen sofort wieder Häuser am Strand.” Eine von Saunders gelisteste Villa an der Südspitze der Insel ist mit 18 Millionen Dollar gelistet.

Was sonst noch so passiert ist: