Five Things: Germany
Michael Nienaber über mahnende Worte im Bundestag — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages und erhalten Sie samstags das Ha
Bloomberg

Michael Nienaber über mahnende Worte im Bundestag — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages und erhalten Sie samstags das Hauptstadtgeflüster direkt in Ihre Mailbox

Kein Sozialstaat ohne Wachstum

Die fetten Jahre sind vorbei und nun stehen wir vor dem Herbst der Wahrheit. So lässt sich leicht zugespitzt die Rede von Bundeskanzler Friedrich Merz am Mittwoch in der Generaldebatte zum Haushalt 2025 im Bundestag zusammenfassen. Erstaunlich offen stimmte der Kanzler die Deutschen auf Einschnitte und Veränderungen in den Sozialsystemen ein, sollte die Wirtschaft nicht bald wieder anspringen.

Natürlich sprach der CDU-Vorsitzende von einem Herbst der Reformen, den die Koalitionäre eingeleitet hätten. Mit dieser Wortwahl ist übrigens nicht jeder in der Regierung glücklich. Erinnert der Ausdruck doch stark an den von der Ampel-Koalition im vergangenen Jahr ausgerufenen Herbst der Entscheidungen. Und wie der geendet ist, daran erinnern sich die Sozialdemokraten noch recht gut.

Kanzler Friedrich Merz im Bundestag. Foto: Krisztian Bocsi/Bloomberg

“Unser Land steht in diesem Herbst an einer Wegmarke”, erklärte Merz. “Es geht um die Zukunft unseres Landes — wie wir leben und zusammenleben, wie wir arbeiten und erwirtschaften, und ob unsere Werte weiterhin Bestand haben.”

Der Kern des Sozialstaats könne erhalten werden, wenn Deutschland wieder zu Wachstum komme, sagte der Kanzler. Dabei dürfe es nicht darum gehen, den wenigen Reichen im Land möglichst viel nehmen. “Wir können die sozialen Versprechen nur halten, wenn wir alle unsere Arbeitskraft entfalten und kreativ sein können — und in dieser Selbstverwirklichung die Mittel erarbeiten, die wir für unsere Solidarität brauchen. Auch das gehört für mich zu einem neuen Konsens der Gerechtigkeit.”

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Annika Reichelt, Alexander Kell und Rainer Bürgin: Drittes Mandat, Schoko im Wandel, Deal und Kampfansage, angeklagt & aufgespürt und Wellness-Wende.

Drittes Mandat

Das traditionelle “duale Mandat” der US-Notenbank — Preisstabilität und hohe Beschäftigung — steht durch Donald Trumps Kandidaten für das Fed-Board, Stephen Miran, in der Diskussion. In einer Anhörung verwies er auf ein drittes Mandat: “moderate langfristige Zinssätze”. Marktbeobachter wie Andrew Brenner sehen darin ein Signal, dass die Regierung Einfluss auf Renditen langer Staatsanleihen nehmen will. Während noch keine Maßnahmen beschlossen sind, spekulieren Investoren über mögliche Eingriffe wie die verstärkte Emission kurzfristiger Bills, Anleiherückkäufe oder erneute QE-Programme. Kritiker warnen vor Inflationsrisiken und einer geschwächten Fed-Unabhängigkeit. Historische Parallelen reichen von “Operation Twist” bis zu Pandemie-Käufen. Mit einer Verschuldung von 37,4 Billionen Dollar und einem Defizit über 6% des BIP wächst der Druck, Finanzierungskosten zu senken — auch auf Kosten höherer Inflation. Heute wird die Fed angesichts des schwächelnden US-Arbeitsmarkts die Zinsen voraussichtlich senken. Die meisten von Bloomberg befragten Ökonomen rechnen damit, dass die Fed in diesem Jahr zwei Zinssenkungen einplant – nach einem heutigen Schritt also nur noch ein weiterer folgen würde. 

Schoko im Wandel

Nestlé-Verwaltungsratspräsident Paul Bulcke gibt sein Amt früher ab als geplant. Investoren hatten seine Rolle beim Rauswurf des früheren Konzernchefs Laurent Freixe kritisiert, der wegen einer nicht offengelegten Beziehung zu einer Mitarbeiterin gehen musste. Nachfolger wird nun Pablo Isla. Eigentlich sollte er erst im kommenden Jahr an die Spitze des Schweizer Lebensmittelriesen rücken, übernimmt nun aber bereits am 1. Oktober. Bulcke arbeitete fast ein halbes Jahrhundert für den Hersteller von KitKat, After Eight und Nespresso. Im vergangenen Jahr hatte er Freixe als “perfect fit” für den Chefposten bezeichnet. Am Kakaomarkt sind die Terminpreise auf den niedrigsten Stand seit Juli gesunken angesichts steigenden Angebots und nachlassender Nachfrage. Vergangene Woche hatte der Milka-Hersteller Mondelez erklärt, dass rückläufige Kakaokosten die Konzernstrategie 2026 wieder auf Kurs bringen dürften. Die Zürcher Kantonalbank merkt an, dass in Bezug auf Agilität im Konzern ein jüngerer CEO und ein Verwaltungsratschef aus der Modebranche “im Allgemeinen gut zusammenpassen”. Die Nestlé-Aktie sei “klar unterbewertet”, sowohl in Bezug auf das Kurs-Gewinn-Verhältnis als auch die Dividendenrendite.

Deal und Kampfansage

Das US-Geschäft von TikTok soll dem Vernehmen nach von einem Konsortium um den Softwarekonzern Oracle übernommen werden. Donald Trump werde den geplanten Deal in dieser Woche mit Chinas Staatspräsident Xi Jinping erörtern, erfuhr Bloomberg von darüber informierten Personen. Geplant sei die Gründung einer US-Version der beliebten Videoplattform. Oracle, der Risikokapitalgeber Andreessen Horowitz und der Finanzinvestor Silver Lake sollen Anteile am neuen Unternehmen halten. Kommt es zu einer Einigung, wäre damit ein zentraler Streitpunkt in den Beziehungen zwischen Washington und Peking beigelegt — und zugleich die Zukunft von Chinas wertvollstem privaten Konzern geklärt: einem 400-Milliarden-Dollar-Startup, dessen Video-App 170 Millionen vor allem junge Amerikaner für sich gewonnen hat, bevor sie als Gefahr für die nationale Sicherheit eingestuft wurde. Ein US-Gesetz aus dem Jahr 2024 verlangt die Abspaltung, andernfalls würde ein Verbot der App in den USA drohen. Laut der Financial Times hat China unterdessen seine Tech-Unternehmen angewiesen, keine KI-Chips von Nvidia mehr zu kaufen und bestehende Bestellungen zu stornieren. Die Titel des chinesischen Chipproduzenten SMIC kletterten heute 10% nach einem Bericht über Tests mit der ersten einheimisch entwickelten Hightech-Lithografie-Maschine. China dringt damit auf das Terrain des niederländischen Platzhirschs ASML vor.

Angeklagt & aufgespürt

Der mutmaßliche Attentäter des konservativen US-Kommentators Charlie Kirk ist in Utah offiziell wegen besonders schweren Mordes angeklagt worden. Dem 22-jährigen Tyler Robinson droht im Falle einer Verurteilung die Todesstrafe. Kirk war am 10. September während einer Veranstaltung seiner Organisation Turning Point USA an der Utah Valley University erschossen worden. Laut Gerichtsunterlagen identifizierten Robinsons Eltern ihren Sohn auf Überwachungsaufnahmen und brachten ihn am folgenden Tag zur Polizei. Utahs Gouverneur Spencer Cox erklärte, Robinson habe eine “linke Ideologie” vertreten und sei politisch radikalisiert gewesen. Der nächste Verhandlungstermin ist für den 29. September angesetzt. Unterdessen wurde der frühere Wirecard-Manager Jan Marsalek laut einer internationalen Medienrecherche in Moskau aufgespürt. Er soll unter falscher Identität leben, von russischen Behörden geschützt werden und Verbindungen zu Geheimdiensten unterhalten. Die Hinweise stützen sich auf aktuelle Fotos, Mobilfunkdaten sowie ein mutmaßlich auf ihn ausgestelltes Passdokument.

Wellness-Wende

Der Boom klassischer Detox- und Abnehm-Resorts nach der Corona-Pandemie ist vorbei – und ein neuer Gamechanger hat übernommen: GLP-1-Medikamente wie Ozempic und Wegovy verändern die weltweite Wellnessbranche grundlegend. Einst Wochen im Voraus ausgebucht, verzeichnen viele Resorts wie Movara im US-Bundesstaat Utah oder Hilton Head Health in South Carolina einen starken Rückgang. Der Grund: Für rund 500 Dollar (424 Euro) pro Monat versprechen GLP-1-Präparate mühelose Gewichtsabnahme — ganz ohne Fitnesskurse oder Kalorienzählen. Immer mehr Spas und Resorts reagieren mit neuen Programmen, die sich gezielt an GLP-1-Nutzer richten. So bietet etwa das Resort The Ranch in Kalifornien — das weiter an seiner Disziplin-Philosophie aus veganer Kost und täglichen vierstündigen Wanderungen festhalten will — nun auch Programme mit individueller Betreuung für GLP-1-Anwender für über 12.400 Dollar für sechs Nächte an. Die Branche setzt auf Integration statt Widerstand. Mit einer erwarteten Nutzungsrate von 20% unter US-Erwachsenen bis Ende 2025 wird klar: Wellness-Resorts müssen sich neu erfinden — zwischen Medizin, Biohacking und Lifestyle. 

Was sonst noch so passiert ist:

Follow Us

Gefällt Ihnen dieser Newsletter? Abonnieren Sie Bloomberg.com, um unbegrenzten Zugang zu Nachrichten, Exklusivmeldungen, Interviews und Analysen von Bloomberg News zu erhalten.

Möchten Sie Sponsor dieses Newsletters werden? Nehmen Sie hier Kontakt auf.

___________________________________________________________

Before it's here, it's on the Bloomberg Terminal. Find out more about how the Terminal delivers information and analysis that financial professionals can't find anywhere else. Learn more.

You received this message because you are subscribed to Bloomberg's Five Things: Germany newsletter. If a friend forwarded you this message, sign up here to get it in your inbox.
Unsubscribe
Bloomberg.com
Contact Us
Bloomberg L.P.
731 Lexington Avenue,
New York, NY 10022
Ads Powered By Liveintent Ad Choices