Five Things: Germany
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Es bleibt düster

Eine gute Nachricht zum Start: Die deutschen Konjunkturerwartungen haben sich nach Angaben des Forschungsinstituts ZEW im September stabilisiert.

Die schlechte Nachricht: Mehr Positives gibt es aus der Volkswirtschaft im Herzen Europas am heutigen Dienstag nicht zu berichten.

Der Autozulieferer Robert Bosch kündigt weitreichende Kostensenkungen an — von Material und Logistik bis hin zu Investitionen und Arbeitsplätzen. Im November hatte der Branchenriese die Streichung von weltweit 5.500 Stellen bekanntgegeben, 3.800 davon in Deutschland. “Wir werden deshalb einen weiteren Stellenabbau über das Maß, das wir bisher kommuniziert haben, leider nicht vermeiden können,” so Bosch in einem Statement heute.

Auch bei Ford in Köln wird gespart. Bis zu 1.000 Jobs könnten dort Anfang nächsten Jahres verschwinden. Die Probleme sind ähnlich wie bei vielen in der Autoindustrie — steigende Kosten, Handelskonflikte und eine schwache Nachfrage, ganz besonders nach batteriebetriebenen Fahrzeugen.

Und so schätzen auch die vom ZEW befragten Finanzexperten die aktuelle Lage der deutschen Unternehmen als prekär ein. Seit fast vier Jahren krebst der Indikator im negativen Bereich und stürzte im September auf -76,4 Punkte ab. Bei -100 Punkten liegt der niedrigste mögliche Wert. Ist also nicht mehr weit.

“Die Risiken sind weiterhin beachtlich, denn die Unsicherheit bezüglich der US-amerikanischen Zollpolitik sowie des deutschen ‘Herbsts der Reformen’ bleibt bestehen”, lässt sich ZEW-Präsident Achim Wambach zitieren. Die Aussichten in der Automobilbranche, der Chemie- und Pharmaindustrie sowie der Metallproduktion hätten sich aufgehellt, blieben jedoch im negativen Bereich.

Also nicht wirklich besser. Nur etwas weniger schlecht.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Annika Reichelt, Rainer Bürgin, Alexander Kell und Stephan Kahl: UBS-Optionen, aus Washington, Rendite mit Infrastruktur, Geldprobleme und tödliche Technik.

UBS-Optionen

Die UBS sieht sich nach der Credit-Suisse-Rettung 2023 mit um 26 Milliarden Dollar höheren Kapitalanforderungen konfrontiert. Die Bank prüft Optionen von einer Fusion/Übernahme mit möglichem Sitzwechsel, Abspecken, Effizienzsteigerung bis zu technischen Maßnahmen wie Significant Risk Transfers und “Upstreaming” von Kapital der Auslandstöchter. Radikale Schritte lehnt die Bank derzeit ab und setzt auf bis zu drei Jahre Lobbyarbeit. Kernproblem ist die beabsichtigte vollständige Anrechnung der Risiken der Auslandstöchter auf die Mutterbank; die CET1-Quote könnte langfristig auf etwa 19% steigen. Kapitalaufbau wäre auch über niedrigere Ausschüttungen oder Kapitalerhöhungen möglich, aber unattraktiv. Strategisch fokussiert die UBS auf Wealth Management. Insbesondere in Amerika ist dort aber die Kostenquote hoch — mehr Effizienz könnte ein Lösungsbeitrag sein. Ein Hauptsitzumzug gilt als unwahrscheinlich, bleibt aber Debattenstoff: Die Schweizer Behörden “wissen ganz genau, dass die vorgeschlagenen extremen Kapitalanforderungen dazu führen werden, dass die UBS das Land verlassen muss”, sagte Cevian-Mitgründer Lars Förberg. “Sie wollen es nur nicht sagen.”

Aus Washington 

Donald Trump ist sauer auf die New York Times. Wegen des Vorwurfs von Verleumdung und übler Nachrede hat er gegen die Zeitung, die er als “Sprachrohr” der Demokraten sieht, eine Klage über 15 Milliarden Dollar angestrengt, was den Börsenwert des Verlagshauses um die Hälfte übersteigt. Die Zeitung habe sich “seit Jahrzehnten der Methode bedient, über euren Lieblingspräsidenten (MICH!), meine Familie, mein Geschäft, die America First-Bewegung, MAGA und unsere Nation als Ganzes zu lügen”, schrieb Trump in den sozialen Medien. Dabei verwies er auf die NYT-Wahlempfehlung für die damalige Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris im Jahr 2024. Auf seine Forderung nach einer Abschaffung der quartalsmäßigen Berichtspflicht für US-Unternehmen hat inzwischen die US-Börsenaufsicht reagiert. Sie arbeitet an einem Vorschlag, um “unnötige regulatorische Belastungen für Unternehmen” weiter einzudämmen. Die SEC hatte die Pflicht zur dreimonatlichen Zahlenvorlage 1970 eingeführt — für mehr Transparenz in der Wirtschaft. Kritiker argumentieren, die Auflage treibe die Kosten in die Höhe und verleite zu kurzfristigem Denken. Zudem könne sie Investitionen und Innovationen ausbremsen und verleite Anleger zu Überreaktionen. Internationale Investoren reduzieren ihr Dollar-Engagement indessen in “beispiellosem Tempo”, wie die Deutsche Bank anmerkt. Ausländer kaufen zwar wieder US-Vermögenswerte. Sie sichern ihre Positionen inzwischen aber vollständig gegen Wechselkursschwankungen ab.

Rendite mit Infrastruktur

Die deutsche Infrastruktur braucht dringend Investitionen. Straßen, Brücken, Stromnetze und vieles mehr müssen modernisiert werden. Aus eigener Kraft dürfte der Staat die Ausgaben kaum stemmen können, hatte im vergangenen Jahr bereits eine Studie von Union Investment gezeigt. Die LBBW will privaten Investoren jetzt über eine neue Finanzierungsplattform und Fonds einen Zugang zu Investitionen in deutsche Infrastruktur ermöglichen — und so zugleich den Druck von öffentlichen Haushalten nehmen. Bei den Infrastrukturfinanzierungen, wie die Landesbank sie nun plant, können Investoren — je nach Risikoprofil — Renditen im hohen einstelligen Prozentbereich erzielen, sagte Bereichsvorstand Daniel Wrobel im Bloomberg-Interview. Bereits in der Vergangenheit hatte sich die LBBW bei größeren Infrastrukturprojekten engagiert. Als etwa ein Konsortium unter Führung der SV SparkassenVersicherung vor etwa zwei Jahren rund ein Viertel der Anteile am Stromnetzbetreiber TransnetBW übernahm, war die Landesbank als Berater und Mitfinanzierer an Bord.

Geldprobleme

Die französische Zentralbank hat ihre Wachstumsprognosen für 2026 und 2027 leicht gesenkt und zugleich vor zunehmenden Abwärtsrisiken infolge politischer Unsicherheit gewarnt. Im Vergleich zur Juni-Schätzung reduzierte die Bank von Frankreich ihre Erwartungen um jeweils 0,1 Prozentpunkte und verwies auf ein “unsichereres nationales Umfeld” sowie ungünstige globale Faktoren. Sie bestätigte damit, dass die französische Wirtschaft in den kommenden Jahren voraussichtlich hinter dem Eurozonen-Durchschnitt zurückbleiben wird. Hintergrund ist unter anderem die angespannte politische Lage: Premierminister Sébastien Lecornu kämpft im Parlament um eine Einigung auf den Haushalt, während sowohl rechte als auch linke Oppositionsparteien Neuwahlen fordern. Die italienische Regierung plant laut Insidern indessen, 2027 zusätzlich 1,5 Milliarden Euro von Banken einzunehmen – durch Verschiebung ihrer steuerlichen Abzugsmöglichkeiten. Damit würde sich der Gesamtbeitrag zum Haushalt in den kommenden zwei Jahren auf 3 Milliarden Euro summieren. Während der Staat so seine Liquidität stärkt, müssten die Banken zunächst geringere Gewinne hinnehmen. Am Ende könnten sie ihre vollen Steueransprüche allerdings geltend machen, sobald die Verschiebung ausläuft. Finanzminister Giancarlo Giorgetti reagierte am Montagabend überrascht: “Ich höre das gerade zum ersten Mal.”

Tödliche Technik

Nach mehreren Unfällen mit Tesla-Fahrzeugen wird zunehmend Kritik am Türdesign des US-Elektroautobauers laut. Im Dezember 2023 rettete ein Feuerwehrmann im US-Bundesstaat Virginia zwei Insassen aus einem brennenden Tesla Model Y. Die elektronischen Türen hatten sich nach dem Aufprall nicht öffnen lassen – ein Problem, das laut Experten und Berichten bereits mehrfach zu tödlichen Folgen führte. In mehreren Fällen, darunter Unfälle mit dem Cybertruck und Model S, kamen Insassen ums Leben, weil sie aus brennenden Fahrzeugen nicht entkommen konnten. Ursache sind versenkte Türgriffe, elektrische Türverriegelungen und schwer auffindbare mechanische Notentriegelungen. Auch ein Ausfall der Niedervolt-Batterie kann dazu führen, dass Türen nicht mehr öffnen. Kritiker werfen Tesla vor, technische Innovation über grundlegende Sicherheitsaspekte gestellt zu haben. In den USA prüft die Verkehrsbehörde NHTSA entsprechende Beschwerden, bislang jedoch ohne klare Konsequenzen. Tesla verweist auf die Einhaltung aller geltenden Sicherheitsstandards und gute Crashtest-Ergebnisse. Unterdessen klagen mehrere Opfer, darunter die 43-jährige Susmita Maddi aus Virginia, auf Schadenersatz. Sie erlitt bei einem Brand schwere Verletzungen. Tesla weist die Vorwürfe zurück. 

Was sonst noch so passiert ist:

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