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Kritik am Handelsabkommen | |
Die Erleichterung in Berlin war zunächst groß, als US-Präsident Donald Trump und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Sonntag eine Einigung im Zollstreit verkündeten. Die Gefahr eines unkontrollierten Handelskriegs mit immer höheren Zöllen und Gegenzöllen ist damit vorerst gebannt. Es sei gelungen, “einen Handelskonflikt abzuwenden, der die exportorientierte deutsche Wirtschaft hart getroffen hätte”, so Kanzler Friedrich Merz. Doch am Tag danach wird immer deutlicher, dass das Abkommen zwischen den USA und der EU kaum als fairer Kompromiss betrachtet werden kann. Die Europäer müssen fortan pauschale US-Zölle von 15% hinnehmen, während Trump “zero tariffs” für US-Exporte nach Europa durchgesetzt hat. Und viele Punkte sind noch unklar. Für Stahl und Aluminium etwa sollen laut hochrangigen amerikanischen Beamten US-Zölle von 50% gelten. Ein Regierungssprecher sprach heute davon, dass die Details noch ausgehandelt werden müssten. Ursula von der Leyen und Donald Trump in Schottland. Foto: Fred Guerdin/European Commission Der gefundene Deal lasse daher vor allem die deutsche Stahlindustrie im Regen stehen, beklagte Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte. Das sei kein gutes Ergebnis und ein fatales Zeichen europäischer Schwäche. Dass die EU auf Gegenzölle verzichte, nütze vor allem deutschen Autoherstellern, die in den USA produzieren und nach Europa exportieren. “Damit steht es leider 1:0 für Trump.” Ökonomen sehen das Abkommen eher kritisch. Die großen börsennotierten Firmen mögen vielleicht Ausweichmöglichkeiten auf anderen Märkten finden, doch für mittelständische Unternehmen komme zu den hiesigen Standortproblemen nun auch noch ein außenwirtschaftlicher Gegenwind hinzu, warnte DekaBank-Chefvolkswirt Ulrich Kater. Und auch die vermeintliche Planungssicherheit ist auf den zweiten Blick wohl relativ. “Machen wir uns nichts vor: Solange Donald Trump US-Präsident ist, kann jederzeit eine neue Runde im Poker um nationale Interessen losgetreten werden”, sagte Kater. Ifo-Chef Clemens Fuest fand deutliche Worte. “Der asymmetrische Handels-Deal ist eine Demütigung für die EU, aber sie reflektiert die realen Machtverhältnisse”, sagte er in einem Beitrag auf LinkedIn. Wer wirtschaftlich zurückfalle und die Sicherheit seiner Bürger ohne die USA nicht schützen könne, dürfe sich darüber nicht wundern. Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Verena Sepp, Annika Reichelt, und Rainer Bürgin: Aufholjagd, gebremster Ausblick, Büro-Upgrade, Berlusconi-Offensive und was diese Woche wichtig ist. | |
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Es herrscht (vorerst) Erleichterung an den europäischen Märkten. Der Handelsdeal zwischen Washington und Brüssel hat die Sorge vor einem deutlich schädlicheren Handelskrieg gedämpft und heimische Aktien beflügelt. Der Stoxx-600-Index legte nach Bekanntgabe des Abkommens um 0,7% zu. Der Euro gab nach, nachdem er zuvor gegenüber dem Dollar zugelegt hatte. Brent Rohöl stieg um rund 1%. Die Einigung sei “gut genug, um das zu erreichen, was die Aktienmärkte am meisten brauchten: Sichtbarkeit”, sagte John Plassard, Leiter der Anlagestrategie bei Cité Gestion. “Das Risiko einer Eskalation der Zölle ist nun vom Tisch, und damit verschwindet ein großer makroökonomischer Unsicherheitsfaktor.” Seit Mai bewegen sich die europäischen Aktien kaum. Ein Korb zollempfindlicher Aktien der UBS hat sich in diesem Jahr unterdurchschnittlich entwickelt — bei der Gruppe besteht daher Aufholpotenzial gegenüber dem breiteren Markt. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass die Rally nur von kurzer Dauer ist — Zölle bestehen schließlich dennoch. “Die Aktienmärkte werden aufgrund dieser Nachrichten wahrscheinlich steigen, aber das kann nur ein Zuckerrausch sein”, sagte Panmure-Stratege Joachim Klement. | |
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Audi hat vor dem Hintergrund der US-Zollpolitik und der laufenden Umstrukturierung im eigenen Haus seine Gewinnprognose für das Geschäftsjahr 2025 gesenkt. Die Audi-Gruppe — zu der auch Bentley, Lamborghini und Ducati gehören — erwartet nun eine operative Umsatzrendite von 5 bis 7%. Zuvor waren es 7 bis 9%. Audi steht unter Druck, seine Modellpalette zu erneuern. In den vergangenen Jahren wurden wiederholt neue Modellvorhaben angekündigt, um mit Tesla konkurrieren zu können, viele davon aber später gestrichen oder verschoben. “Die Zeiten, in denen Audi als Innovationsführer in der Automobilindustrie galt, sind vorbei”, sagte UBS-Analyst Patrick Hummel vor der Veröffentlichung der Ergebnisse. Immerhin beschert das jüngste Ergebnis der Zollverhandlungen den europäischen Autobauern laut Bloomberg Intelligence eine Ergebnisverbesserung von 4 Milliarden Euro gegenüber dem Status Quo. Um bis zu 5,9% zulegen kann die Nordex-Aktie. Die Quartalsergebnisse des Hersteller von Anlagen für erneuerbare Energien lagen über den Erwartungen, und die Prognose für das Gesamtjahr wurde bekräftigt. | |
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Banken haben dem Frankfurter Bürovermietungsmarkt zuletzt zu einer wahren Renaissance verholfen, nachdem der Leerstand zwischenzeitlich auf um die 10% gestiegen war. Erst kamen die Commerzbank und ING mit Meldungen, dass sie sich in der Main-Metropole neue Flächen gesichert haben. Und nun überrascht auch die Oldenburgische Landesbank mit der Nachricht, dass sie circa 3.700 Quadratmeter auf zwei Etagen in der Nähe des Hauptbahnhofs anmieten und ihren alten Standort etwas weiter weg vom Zentrum aufgeben wird. Im Options-Gebäude will sie 190 Arbeitsplätze für rund 250 Beschäftigte einrichten, sagte Lennart Lattwesen, Head of Corporate Development bei der OLB, jetzt in einem Interview mit Bloomberg. Zum einen seien moderne Büros heute grundsätzlich “wichtig für die Arbeitgeberattraktivität”. Zum anderen lassen sich “gewisses Knowhow und Expertenwissen” in Frankfurt leichter finden, sagte er. | |
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Mit einem Kursanstieg von bis zu 11% hat die ProSieben-Aktie auf das deutlich erhöhte Übernahmeangebot von MFE-MediaForEurope reagiert. Der italienische Medienkonzern unter Kontrolle der Familie Berlusconi bietet nun 4,48 Euro in bar sowie 1,3 MFE-Aktien der Klasse A je ProSieben-Aktie – zuvor waren es lediglich 0,4 MFE-Aktien. Basierend auf den Schlusskursen vom Freitag bewertet das Angebot ProSieben mit etwa 8,15 Euro pro Aktie oder 1,9 Milliarden Euro — ein Aufschlag von rund 16%. MFE ist bereits seit 2019 größter Aktionär und will einen paneuropäischen Medienkonzern schaffen, der es mit Netflix und Amazon aufnehmen kann. “Wir streben keine vollständige Kontrolle an, sondern eine Flexibilität, die es uns ermöglicht, auf der Grundlage einer gemeinsamen Vision eine klare Richtung vorzugeben”, erklärte MFE-Chef Pier Silvio Berlusconi. ProSieben-Vorstandschef Bert Habets begrüßte die Erhöhung. Unterdessen hat sich Triton Partners im Streit mit KNDS bereit erklärt, etwa die Hälfte seiner Anteile am Getriebehersteller Renk zu übertragen, wodurch sich der derzeitige Anteil von KNDS an Renk auf 15,8% erhöht. Der Panzerbauer hatte Triton im Mai wegen dessen Weigerung verklagt, einen Anteil von 18% an Renk zu liefern. | |
Was diese Woche wichtig ist | |
15% sind es geworden. Wie genau die Details zum Handelsdeal zwischen USA und EU aussehen, wird in den kommenden Tagen viele Beteiligte — und den Markt — auf Trab halten. Aber auch sonst steht diese Woche viel auf der Agenda: Am Mittwoch werden Zahlen zum Wirtschaftswachstum in der Eurozone für das zweite Quartal veröffentlicht. Einer Bloomberg-Umfrage zufolge dürfte nur eine Stagnation herauskommen — insbesondere wegen der Einmaleffekte zu Beginn des Jahres, als Firmen aus Angst vor US-Zöllen noch rasch Waren exportierten. Für Deutschland wird sogar ein leichter Rückgang der Wirtschaftsleistung erwartet. Nach Daten zum Arbeitsmarkt in der Eurozone am Donnerstag gibt der Freitag einen ersten Einblick in die Juli-Inflation. In Aussicht stehen 1,9% — also ein Rückgang unter das 2%-Ziel der Europäischen Zentralbank. In den USA steht zudem eine Zinsentscheidung an. Das von Jerome Powell angeführte Gremium wird trotz immensen Drucks von Trump die Zinsen wohl nicht senken. Sehen Sie hier unsere Video-Wochenvorschau auf die wichtigsten Wirtschaftsdaten. | |
Was sonst noch so passiert ist: | |
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