Five Things: Germany
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Überwiegend trüb

Mit Spannung erwartete Stimmungsindikatoren für die deutsche Wirtschaft zeichnen heute ein gemischtes Bild. So stieg der Ifo-Geschäftsklimaindex diesen Monat leicht, da die befragten Unternehmen nun etwas weniger skeptisch in die Zukunft blicken. Vor allem in der Industrie hat sich die Stimmung gegenüber dem Vormonat aufgehellt. Ähnliches berichteten Einkaufsmanager aus der Industrie in der neuen, monatlichen Umfrage von S&P Global.

Als überraschender Schwachpunkt stellt sich hingegen der Dienstleistungssektor dar. Bislang war es dieser Bereich, der die Wirtschaft über Wasser hielt, während das verarbeitende Gewerbe in einer fortwährenden Krise steckte. Doch die PMI-Zahlen von S&P Global signalisieren eine klare Abschwächung der Aktivität.

Seit dem 2. April werden derartige Berichte genauestens auf die Auswirkungen der amerikanischen Zollpolitik hin untersucht. Der Dämpfer bei den Dienstleistungen zeigt, dass die allgemeine Unsicherheit hoch bleibt. Die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer sprach im Interview mit Bloomberg TV von einer Überraschung, da das deutsche Fiskalpaket ja durchaus Hoffnung auf eine bessere Konjunktur im nächsten Jahr gibt.

Allerdings warnen einige auch vor zu viel Zuversicht in Bezug auf US-Zölle. Martin Ademmer von Bloomberg Economics erwartet, dass die Wirtschaft aufgrund der Handelshemmnisse und der schlechteren Lage im Dienstleistungsgewerbe über den Sommer auf der Stelle treten wird. Michael Herzum von Union Investment warnt, dass der Höhepunkt der guten Nachrichten bereits erreicht sei und mit dem nahenden Ende des 90-tägigen Verhandlungsfensters die negativen Schlagzeilen aus den USA wieder überhandnehmen werden.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Verena Sepp, Annika Reichelt, Rainer Bürgin und Alexander Kell: Neuer Vorschlag, Risiko & Chance, verstärkte Fronten, Höchststand und goodbye America.

Neuer Vorschlag

Im Zoll-Tauziehen wird die EU den USA diese Woche wohl einen neuen Handelsvorschlag vorlegen, wie Bloomberg aus informierten Kreisen erfahren hat. Das Papier würde die Interessen der USA berücksichtigen, dazu zählten Arbeitsrecht, Umweltstandards und wirtschaftliche Sicherheit. Der Vorschlag skizziere auch gegenseitige Investitionen und strategische Käufe in den Bereichen Energie, KI und digitale Konnektivität, hieß es. Auf EU-Seite sei die Skepsis hinsichtlich einer nachhaltigen Einigung jedoch hoch, weshalb potenzielle Gegenmaßnahmen parallel vorbereitet würden. LVMH-Chef Bernard Arnault kritisiert den bisherigen Kurs Brüssels mit den Worten, “heute sieht es so aus, als ob es nicht gut läuft”. Es brauche konstruktive Gespräche. Der französische Milliardär kennt Donald Trump seit den 1980er Jahren und ist der Meinung, dass der US-Präsident offen für Gespräche sei. Drohungen seien indessen nicht hilfreich. Arnault verwies auf das Risiko, das den Cognac-Herstellern in Frankreich durch mögliche Zölle aus den USA und China droht. Sie machen 80% des Marktes aus. LVMH ist Eigentümer des Cognac-Herstellers Hennessy.

Risiko & Chance

Am weltgrößten Anleihemarkt sträuben sich die Investoren gegen die Steuersenkungspläne Trumps. Am Mittwoch trieben sie die Renditen 30-jähriger Treasuries auf bis zu 5,1% und damit fast auf den höchsten Stand seit zwei Jahrzehnten. Dies löste Kursverluste an der Wall Street und einen weiteren Einbruch beim Dollar aus. JPMorgan-Chef Jamie Dimon will angesichts von Geopolitik, Defiziten und Preisdruck nicht ausschließen, dass die US-Wirtschaft in eine Stagflation gerät. Der Chef des südafrikanischen Investmenthauses Ninety One sagte, dass man auf struktureller Basis nie gegen die USA wetten sollte. Die Motivation zur Diversifizierung sei jedoch “stärker denn je”, so Hendrik Du Toit. Zwei Drittel des investierbaren Kapitals sei in Nordamerika — und diesbezüglich setze gerade ein Umdenken ein. Europa verdiene Aufmerksamkeit und auch Chinas Tech-Revolution, die erst noch komme. Auch Schwellenländer-Anleihen begännen, “sehr, sehr interessant” auszusehen. 

Verstärkte Fronten

Die Ukraine kann sich weiterhin auf die Unterstützung der G7-Staaten verlassen. Die Finanzminister der westlichen Staatengruppe plus Japan hätten sich darauf geeinigt, dass die Hilfe im Rahmen der G7 unverändert fortgesetzt wird, sagte Bundesfinanzminister Lars Klingbeil am Mittwoch am Rande des G7-Treffens im kanadischen Bergort Banff. Eine Formalisierung der Verpflichtung steht jedoch noch aus. Im Vorfeld des Gipfels bestand Unsicherheit insbesondere hinsichtlich der Frage, ob die USA unter Trump ihre Unterstützung für Kiew aufrechterhalten werden. Angesichts der Möglichkeit, dass die USA auch ihre sicherheitspolitischen Zusagen gegenüber der Nato zurückfahren werden, herrscht Bewegung im Bündnis. Deutschland will eine größere Rolle bei der Verteidigung Europas übernehmen und verstärkt derzeit die Ostflanke der Nato, indem es eine Kampfpanzerbrigade in Litauen stationiert. Die Vorbereitungen für die erste dauerhafte Stationierung einer Panzerbrigade im Ausland seit dem Zweiten Weltkrieg laufen bereits seit 2023. Bis Ende 2027 sollen bis zu 5.000 Soldaten in Litauen aufgestellt werden. Bundeskanzler Friedrich Merz nimmt heute am feierlichen Aufstellungsappell in Vilnius teil.

Höchststand

Bitcoin hat erstmals die Marke von 111.000 Dollar geknackt. Angesichts der steigenden Nachfrage von institutionellen Anlegern sind Händler zunehmend optimistisch zu den Aussichten für die weltgrößte Kryptowährung. Eine Tochter des US-Brokerhauses Cantor Fitzgerald ahmt mit der Gesellschaft Twenty One Capital das Modell von Michael Saylors Bitcoin-Anlagegesellschaft Strategy nach. Eine Tochter der vom ehemaligen Trump-Berater Vivek Ramaswamy mitbegründeten Strive Enterprises fusioniert indes mit dem an der Nasdaq notierten Unternehmen Asset Entities zu einer Bitcoin-Treasury-Gesellschaft. Zuletzt lag Bitcoin noch 2,4% im Plus bei 110.865 Dollar. “Die Nachfrage nach BTC aus SPAC- und PIPE-Deals ist ungebrochen”, sagte Joshua Lim, Co-Chef des Bereichs Märkte bei FalconX. Sorgen über die US-Staatsverschuldung gaben auch dem sicheren Hafen Gold zwischenzeitlich Unterstützung inmitten einer Risk-Off-Stimmung. Der Preis je Unze stieg um bis zu 0,9% auf 3.345 Dollar, bevor er auf zuletzt 3.298 Dollar und damit ins Minus zurückfiel. Das Edelmetall hat im vergangenen Monat ein Allzeithoch erreicht und in diesem Jahr bereits mehr als ein Viertel an Wert gewonnen.

Goodbye America

Immer mehr Amerikaner erwägen wegen Trumps Politik einen Umzug ins Ausland. Doch die Möglichkeiten in Europa zu leben, werden derzeit zunehmend erschwert. Grund hierfür sind etwa Beschränkungen bei Fachkräftevisa, strengere Regeln für Programme zur Staatsbürgerschaft durch Abstammung und Druck auf die einst weit verbreiteten Golden-Visa-Programme. Die Veränderungen lösen einen wahren Wettlauf unter den Amerikanern aus, die — etwa durch direkte Familienangehörige — eine klare Chance auf eine Aufenthaltsgenehmigung in Europa haben, um sich noch rechtzeitig Visa und Pässe zu sichern. Andere suchen nach kreativen Strategien, die von EU-Visa für digitale Nomaden — mit denen Länder während der Corona-Pandemie versuchten, neue, ortsunabhängige Arbeitskräfte anzulocken — bis hin zu Aufenthaltsgenehmigungen für Rentner reichen. “Das ist definitiv anders als alles, was wir bisher gesehen haben”, sagte Kelly Cordes, Gründerin von Irish Citizenship Consultants. “Die Menschen sind wirklich besorgt, sie haben das dringende Bedürfnis, die Staatsbürgerschaft zu bekommen.” Daten des Personaldienstleisters Deel zeigen einen Anstieg der Zahl der von europäischen Unternehmen zwischen Januar und April eingestellten Amerikaner um 16%.  

Was sonst noch so passiert ist:

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