Five Things: Germany
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Alternativen sind gefragt

Für Erleichterung sorgte die gestrige Nachricht, dass Washington und Peking in einem Deal ihre Importzölle zumindest für 90 Tage deutlich herunterschrauben. Von einem Ende des Konflikts zu sprechen, wäre aber äußerst riskant. Gerade Deutschland — Exportnation und selbst tief in der Krise — hat großes Interesse daran, dass das Zoll-Gefecht nachhaltig rasch ein Ende findet.

Doch wie soll sich Deutschland im Zollkonflikt positionieren? Auf die Frage antworten führende deutsche Ökonomen in Bloomberg-Interviews teils unterschiedlich. Sicher ist, Berlin wird keinen eigenen Weg einschlagen, denn Handelsfragen werden — zumindest vordergründig — in Brüssel entschieden, was laut Veronika Grimm ein großer Vorteil am Verhandlungstisch ist. Die EU “sollte sich auf keinen Fall auseinanderdividieren lassen, denn sie ist viel stärker, wenn sie die Konditionen des Zugangs zu einem großen europäischen Markt in die Waagschale werfen kann”, sagte die Wirtschaftsweise. 

Innerhalb der EU sollte sich Deutschland dafür einsetzen, “dass man den USA einen beidseitigen Abbau von Zöllen anbietet”, sagte Ifo-Chef Clemens Fuest. Das Land, in das Deutschland am meisten exportiert, seien schließlich die USA. Einen anderen Ansatz verfolgt Marcel Fratzscher. Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung verweist auf den Multilateralismus als Quelle des globalen Wohlstands, den Präsident Donald Trump missachte und daher kein Kooperationspartner sein könne. “Wenn das der Wert ist, für den man sich einsetzt, dann müsste man sich inhaltlich auf die Seite Chinas und gegen Trump stellen. Denn Trump zerstört das System”, so Fratzscher.

Bei einem Punkt besteht jedoch Einigkeit: Die EU müsse ihre Beziehungen zu anderen Märkten abseits von den USA und China stärken. Neben Japan, Kanada und Großbritannien biete insbesondere Asien Expansionspotenzial. “Hier braucht es dringend Freihandelsabkommen”, sagte Jürgen Matthes, Leiter des Clusters Internationale Wirtschaftspolitik, Finanz- und Immobilienmärkte am Institut der deutschen Wirtschaft. 

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Annika Reichelt, Rainer Bürgin, Alexander Kell und Marilen Martin: Handlungsfähigkeit, Weiterentwicklungswünsche, gemischte Ergebnisse, Gewinn verpufft und lieber ledig.

Handlungsfähigkeit

Der US-Finanzminister konstatiert mit Blick auf die Zollgespräche mit der Europäischen Union Schwierigkeiten. “Ich persönlich glaube, dass Europa ein Problem der kollektiven Handlungsfähigkeit hat; dass die Italiener etwas anderes wollen als die Franzosen”, sagte Scott Bessent auf dem saudisch-amerikanischen Investitionsforum in Riad. “Ich bin aber sicher, dass wir letztendlich zu einem zufriedenstellenden Ergebnis kommen werden.” Trump hatte am Montag gepoltert, die EU sei “in vielerlei Hinsicht schlimmer als China”. Optimistischer zeigte sich sein Finanzminister in Bezug auf Vereinbarungen mit asiatischen Handelspartnern. Mit Japan habe es “sehr produktive Gespräche” gegeben. Mit Indonesien habe man “sehr offene Gespräche“ geführt, und Taiwan habe einen “sehr guten Vorschlag” unterbreitet. Bessent erwähnte auch Gespräche mit Südkorea und Thailand. China hat sich laut Trump bereit erklärt, Hemmnisse außerhalb des Zollbereichs abzubauen. Dies nährt die Hoffnung, dass Peking zahlreiche Regelungen zurücknehmen könnte, die bislang Investitionen in der Volksrepublik erschweren — und auch Exportbeschränkungen wie zum Beispiel für Seltene Erden. Dem Vernehmen nach werden chinesische Fluggesellschaften zudem wieder Boeing-Flugzeuge abnehmen dürfen.

Weiterentwicklungswünsche

Als Alternative zum geplanten Spin-off prüft ABB dem Vernehmen nach einen Verkauf seiner Robotik-Sparte. Wie darüber informierte Kreise berichten, wird der Schweizer Industriekonzern in Kürze Berater sowohl für einen Verkauf als auch für den bereits angekündigten Börsengang engagieren. Der Wert der Robotik-Sparte dürfte den Angaben zufolge bei rund 3,5 Milliarden Dollar liegen, was Analystenschätzungen entspricht. Er könnte jedoch auch bis zu 5 Milliarden Dollar betragen, hieß es. Sollte ABB einen Verkauf bevorzugen, dürften vor allem Private-Equity-Firmen Interesse zeigen. Im April hatte ABB angekündigt, die Robotik-Sparte im zweiten Quartal 2026 eigenständig an die Börse zu bringen. Das Investmenthaus Partners Group hat eine Mehrheitsbeteiligung an der asiatischen Rechenzentrumsplattform Digital Halo erworben und wird zunächst rund 400 Millionen Dollar gemeinsam mit Arch Capital investieren. Der deutsch-französische Rüstungskonzern KNDS hat am Montag beim Landgericht Frankfurt Klage gegen die Investmentfirma Triton eingereicht und diese aufgefordert, gut 18,3 Millionen ihrer Renk-Aktien herauszugeben. KNDS will größter Aktionär des Panzergetriebeherstellers Renk werden, Triton wirft dem Unternehmen jedoch vor, eine behördliche Genehmigung nicht erhalten zu haben.

Gemischte Ergebnisse

Einen Kursrutsch um zeitweise 6% gab es bei Sixt. Beim Autovermieter war die Nachfrage in den USA im abgelaufenen Quartal schwächer als erwartet. Analyst Constantin Hesse verweist zudem auf geringere Restwerte aus dem Verkauf älterer Flottenfahrzeuge. Die Fraport-Aktie ist heute 5% günstiger zu haben als gestern. Analyst Graham Hunt sieht weiterhin Kostendruck als Belastungsfaktor, insbesondere wenn sich die Passagierprognosen aufgrund des Rückgangs des Transatlantikverkehrs und der Geschäftsreisen ab Frankfurt verschlechtern. Die Bayer-Aktie kletterte bis zu 10% und führt mit weitem Abstand die Gewinnerliste im Dax an. Das bereinigte Ebitda ging im Startquartal des Jahres um über 7% zurück, womit die Leverkusener aber noch glimpflicher davon kamen als Analysten erwartet hatten. Stützend wirkten laut Barclays “besonders starke Ergebnisse” im Pharmageschäft. Die Umsätze seien im gesamten Segmentportfolio stark gewesen und konnten den Rückgang beim Gerinnungshemmer Xarelto “ausreichend ausgleichen”. Bayer sei mit dem ersten Quartal “in einer guten Position, um unsere Ziele in diesem für das Unternehmen herausfordernden und wichtigen Jahr zu erreichen”, sagte Konzernchef Bill Anderson.

Gewinn verpufft

Bei der Munich Re hat sich der Gewinn im ersten Quartal fast halbiert. Hauptgrund sind Belastungen durch die verheerenden Waldbrände in Los Angeles im Januar. Der Nettogewinn der Münchner sank in den ersten drei Monaten auf 1,09 Milliarden Euro. Im Vorjahr waren es 2,12 Milliarden. Die Brände, die im Januar ganze Stadtviertel in der Region Los Angeles verwüsteten, gehörten zu den verheerendsten in der Geschichte Kaliforniens. Dutzende Menschen kamen ums Leben, Tausende Gebäude brannten nieder. Gegenwärtig geht das Unternehmen von einem Gesamtschaden von rund 1,1 Milliarden Euro durch die Brände in Los Angeles aus. An seinem Gewinnziel von 6 Milliarden Euro für das Gesamtjahr hält der Rückversicherer dennoch weiter fest. Auch bei der Hannover Rück waren die Waldbrände mit 631 Millionen Euro der größte Einzelschaden und überstrapazierten damit das Großschadenbudget für das erste Quartal. Der Nettogewinn sank um 14% auf 480 Millionen Euro, das Ebit übertraf mit 696 Millionen Euro indes die Erwartungen. Auch die Hannoveraner hielten ihre Nettogewinn-Prognose unverändert bei 2,4 Milliarden Euro. Beide Rückversicherer lagen auf Xetra zuletzt deutlich über 3% im Minus.

Lieber ledig

“Keine Ehe, keine Kinder” ist die neue Philosophie vieler junger Menschen in China, die sich langsam zur tickenden Zeitbombe für die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt entwickelt. Denn weniger Ehen und eine schrumpfende Bevölkerung werden weitreichende wirtschaftliche Auswirkungen haben. “Jüngere Menschen im heiratsfähigen Alter entscheiden sich zunehmend gegen die Ehe und führen hohe Kosten, hohe Jugendarbeitslosigkeit, eine schwache Wirtschaft und wachsende Skepsis gegenüber traditionellen Bindungen als Gründe an”, sagt Bloomberg-Intelligence-Analystin Ada Li. Die Zahl der Eheschließungen in China ist im vergangenen Jahr um fast 21% auf ein Rekordtief gesunken. “Junge Menschen stellen heute ihr eigenes Glück an erste Stelle, und das bedeutet nicht immer eine Ehe,” sagt die Hochzeitsplanerin Abby Gao, die 2012 noch fast 2.000 Hochzeiten organisierte und im letzten Jahr nur noch 100. Und auch die Geburtenrate im Land sinkt und Chinas Bevölkerung ist seit drei Jahren in Folge rückläufig. Laut UN-Prognosen dürfte die Rate im Jahr 2024 bei rund 1,01 gelegen haben. Präsident Xi Jinping hat bereits strengere Leitlinien gefordert, um die Ansichten junger Menschen zu Ehe, Elternschaft und Familie zu formen.

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