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Zwischen ‘ruhiger Hand’ und Inflationsoptimismus

Lange hatte sich EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel in der Öffenlichkeit mit Aussagen zur Geldpolitik zurückgehalten. Am Wochenende nun sandte sie eine unmissverständliche Botschaft: Die Zentralbank brauche jetzt eine “ruhige Hand” und dürfe es mit den Zinssenkungen nicht übertreiben. Die Unsicherheit über den Ausblick für Wachstum und Inflation sei groß und mittelfristig überwiege nicht zuletzt wegen starker fiskalischer Impulse sogar das Risiko einer höheren Teuerung — weswegen es das Beste sei, die Zinsen nahe des aktuellen, neutralen Niveaus zu belassen.

Mit ihren Aussagen setzte sie auch eine Art Kontrapunkt zu den zuletzt zuversichtlichen Tönen vieler Notenbankkollegen in Sachen Inflation, die auch Spekulationen auf eine weitere merkliche Lockerung befeuert hatten. So hatte Frankreichs Zentralbankchef Francois Villeroy de Galhau gesagt, es gebe derzeit “kein Inflationsrisiko”. An den Finanzmärkten waren zeitweise bis zu drei weitere Zinssenkungen eingepreist und mancher Beobachter spekulierte, der Einlagensatz von 2,25% könne bis Jahresende auf 1% fallen.

Isabel Schnabel. Foto: Alex Kraus/Bloomberg

Wie schnell sich Lage und Stimmung dieser Tage drehen können, zeigte sich tatsächlich am Montag. Die Einigung der USA und China, gegenseitige Zölle zumindest zeitweise auszusetzen, schürte Hoffnungen, dass in Sachen Handelskrieg jetzt deeskaliert wird — eine gute Nachricht für die Weltwirtschaft. Händler schraubten auch ihre EZB-Zinserwartungen direkt merklich zurück. Das dürfte ganz im Sinne Schnabels sein.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin, Alexander Kell, Stephan Kahl, Verena Sepp und Annika Reichelt: 90 Tage, keine Ausreden, Immobilien-Belebung, stark begehrt und Geschenk der anderen Art.

90 Tage

Die USA und China senken vorübergehend ihre gegenseitigen Importzölle. Das soll beiden Ländern drei zusätzliche Monate verschaffen, um ihre Handelsdifferenzen zu lösen, wie es in einer gemeinsamen Erklärung hieß. Die Nachricht ließ Futures auf das US-Börsenbarometer S&P 500 um 2,7% anziehen und den Dax 1,2% zulegen. Die derzeitigen US-Zölle auf chinesische Produkte werden per 14. Mai von insgesamt 145% auf 30% reduziert. China setzt im Gegenzug die Importzölle auf amerikanische Waren von derzeit 125% auf 10% herab. “Keine der beiden Seiten will eine wirtschaftliche Entkopplung”, sagte US-Finanzminister Scott Bessent. Beide Seiten richteten nun einen Mechanismus ein, um die Gespräche über Wirtschafts- und Handelsbeziehungen fortzusetzen. Unklar bleibt indessen weiterhin, wie lange die Verhandlungen noch dauern werden - und mit welchem Resultat. Peking hatte schließlich darauf gedrängt, dass Washington alle in diesem Jahr verhängten Zölle komplett aufhebt. Diese Forderung widerspricht jedoch dem US-Ziel, das Handelsdefizit mit China deutlich zu verringern oder aus der Welt zu schaffen. Japans Premierminister indessen betonte in Bezug auf eventuelle Forderungen Washingtons heute, ein vorläufiges Handelsabkommen mit den USA, das den Automobilsektor ausschließt, werde es nicht geben. Unter den Autoherstellern der Welt wird Toyota am stärksten vom Handelskrieg Donald Trumps getroffen. 

Keine Ausreden

“Ich werde am Donnerstag in der Türkei sein”, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am späten Sonntag in seiner täglichen Ansprache an die Ukrainer. “Ich hoffe, dass Putin diesmal keine Ausreden suchen wird, warum er nicht kommen kann.” Damit erreichen Trumps Bemühungen um Frieden in der Ukraine einen entscheidenden Moment. Der russische Präsident hat angeboten, am 15. Mai in Istanbul direkte Gespräche mit der Ukraine zu führen. Er schließe eine Einigung über einen Waffenstillstand im Krieg nicht aus, so der russische Präsident. Moskau wolle die Gespräche “ohne Vorbedingungen” aufnehmen. Selenskyj und seine europäischen Verbündeten bestehen indes darauf, dass Russland am Montag eine 30-tägige Waffenruhe einhält und drohen anderenfalls mit einer drastischen Verschärfung der Sanktionen. Trump habe ihre Erklärung gebilligt und in privaten Gesprächen deutlich gemacht, dass er sich ihnen anschließen werde – notfalls sogar mit zusätzlichen Sanktionen, ist zu hören. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan, der voraussichtliche Gastgeber, sprach am Sonntag mit Putin und äußerte die Hoffnung, dass die Verhandlungen zu einer “dauerhaften Lösung” des Krieges führen würden.

Immobilien-Belebung

Im Frankfurt tut sich einiges bei Immobilien. Das gilt sowohl mit Blick auf Büros als auch auf den Wohnmarkt. Bei letzterem sind die Preise im 1. Quartal so stark angezogen wie in fast drei Jahren schon nicht mehr. Auf Jahressicht kletterten sie um 5,2%, wie der Verband deutscher Pfandbriefbanken am Montag berichtete. Deutschlandweit ging es zwar auch noch oben, aber lange nicht so deutlich wie in der hessischen Finanzmetropole. Die Helaba nimmt derweil viel Geld in die Hand, um ihre Büros weiter an die Welt des hybriden Arbeitens aus Homeoffice und Büropräsenz anzupassen. Im Main Tower in Frankfurt und auf ihrem Campus in Offenbach baut sie Muster-Etagen, um dort neue Konzepte der Zusammenarbeit zu testen. Es gibt mehr Begegnungsflächen und spezielle Arbeitsräume für vertrauliches und für kreatives Arbeiten, zudem eine freie Sitzplatzwahl, erfuhr Bloomberg bei einem Ortstermin. Bislang hatten die Mitarbeiter der Landesbank überwiegend fest zugeordnete Schreibtische.

Hier geht es zum Video über die neuen Büro-Konzepte bei der Helaba.

Stark begehrt

Bei dem Versuch, den Münchner Medienkonzern ProSiebenSat.1 zu übernehmen, ist dem von der italienischen Berlusconi-Familie kontrollierten Sender MFE der tschechische Großaktionär PPF in die Quere gekommen. Wie aus einer Mitteilung hervorgeht, will dieser seinen Anteil von knapp 15% auf bis zu 29,99% aufstocken und bietet 7 Euro je Aktie. Mit einer Prämie von ca. 21% auf den impliziten Wert der im MFE-Angebot vorgesehenen Gegenleistung sei das PPF-Angebot “eine ausschließlich in bar zahlbare, bessere Alternative” zu dem MFE-Angebot, so ProSieben. Die ProSieben-Aktie notierte in der Folge im Mittagshandel 21% im Plus. Keine Investoren gesucht, aber potenziell gefunden hat das Salzburger Unternehmen Austrocel Hallein. Die Bioraffinerie wandelt Holzreste zu Spezialchemikalien um. Ein Biogel etwa, das langsam Feuchtigkeit auf Feldern freisetzt, hilft Landwirten dabei, Dürreperioden zu überstehen. “Das Biogel hat so viel Aufsehen erregt, dass wir von potenziellen Investoren kontaktiert werden”, sagt Aufsichtsratsmitglied Patrick Verschelde. “Ich rufe sie nicht an, sie rufen uns an.” Potenzielle Bieter seien europäische Industrielle und Staatsfonds aus dem Nahen Osten. Bei einem Verkauf könnte das Unternehmen Bloomberg-Berechnungen zufolge 500 Millionen Euro einbringen.

Geschenk der anderen Art

Trump und sein Stab könnten schon bald in einer neuen Air Force One fliegen. Der Jumbo des Typs Boeing 747-8 ist ein potenzielles Geschenk der Königsfamilie Katars, wie informierte Kreise ABC News berichteten. Es könnte das wertvollste Präsent sein, das eine ausländische Regierung jemals erhalten hat. Zwar bestätigte Katar die Gerüchte bislang nicht, Trump äußerte sich dazu jedoch sehr deutlich auf Truth Social. Er kritisierte Demokraten, die den Deal ethisch hinterfragten. “Die Tatsache, dass das Verteidigungsministerium ein Geschenk, KOSTENLOS, in Form eines 747-Flugzeugs erhält, um die 40 Jahre alte Air Force One vorübergehend zu ersetzen, und zwar in einer sehr öffentlichen und transparenten Transaktion, stört die korrupten Demokraten so sehr, dass sie darauf bestehen, dass wir TOP DOLLAR für das Flugzeug bezahlen”, schrieb Trump. Die Bekanntgabe des Geschenks werde voraussichtlich diese Woche erfolgen, wenn Trump im Rahmen seiner Nahost-Reise Katar besucht.

Was sonst noch so passiert ist:

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