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Merz überlässt Trump das Reden
 

Gestern war es für Friedrich Merz soweit: Er saß mit US-Präsident Donald Trump im Oval Office. 

Im Vorfeld der Reise wurde viel darüber spekuliert, wie das Treffen der beiden Männer verlaufen könnte — und vor allem, was alles schief gehen könnte. Schließlich musste man mit allem rechnen, nachdem Trumps öffentliche Auftritte mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und auch dem südafrikanischen Amtskollegen Cyril Ramaphosa denkwürdig verlaufen waren.

Im Vergleich dazu war das Treffen mit Merz geradezu langweilig. Der Bundeskanzler hatte die Geburtsurkunde von Trumps Großvater Friedrich im Gepäck, der in Kallstadt an der Weinstraße geboren wurde (Trump: “Fantastic!”). Auch einen Golfschläger hatte Merz mitgebracht, den der US-Präsident wohl umgehend im Oval Office ausprobierte, wie auf einem vom Bundespresseamt verbreiteten Foto zu sehen ist. 

Trump setzte schon zu Beginn einen freundlichen Tonfall auf, indem er dem Bundeskanzler zu seinem Wahlsieg gratulierte, “eine sehr sehr starke Wahl”. Merz sei ein respektierter Mann. Dieser bemühte sich, seine Hauptanliegen vorzubringen und dabei gleichzeitig den Rat zu befolgen, den er von mehreren europäischer Staats- und Regierungschefs bekommen hatte: Trump reden zu lassen und ihn zu loben.

Friedrich Merz übergibt Donald Trump die Geburtsurkunde von dessen Großvater. Foto: Chris Kleponis/CNP

Die Strategie ging auf, es gab keine Demütigungen oder seltsame Momente. Zu seinen drei Hauptthemen — Ukraine, Nato, Zölle — konnte Merz vor der Presse immerhin seinen Standpunkt deutlich machen, dass Deutschland und Europa nun stärker in Verteidigung investieren — und dass die USA gebraucht würden. 

Allerdings wurde bei der Fragerunde mit anwesenden Journalisten ebenfalls klar, dass der Fokus vor allem der amerikanischen Öffentlichkeit derzeit eher nicht beim deutschen Kanzler lag — sondern vielmehr beim Konflikt zwischen Trump und dessen ehemaligen Verbündeten, dem Tesla-Chef Elon Musk.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Verena Sepp, Annika Reichelt, und Alexander Kell: First-Buddy-Streit, nicht direkt gut, glänzt, schwierig, und: Metro getroffen.

First-Buddy-Streit

Der Streit in der einst engen Männer-Freundschaft zwischen US-Präsident Donald Trump und Tesla-Chef Elon Musk ist am Donnerstag eskaliert. Musk hatte ein Amtsenthebungsverfahren gefordert und angedeutet, dass der Präsident die Offenlegung der Epstein-Akten verzögere, weil er selbst darin auftauche. Trump wiederum hatte als Reaktion gedroht, staatliche Aufträge für Musks Unternehmen zu beenden. Nachdem Musk am Donnerstagmorgen angekündigt hatte, den Einsatz der “Dragon”-Raumkapsel von SpaceX zu beenden, folgte kurze Zeit später dann aber die Kehrtwende. Ein Nutzer schrieb auf auf der Plattform X: “Ihr beide seid besser als das. Kühlen Sie die Gemüter ab und machen Sie ein paar Tage Pause.” Daraufhin antwortete Musk: “Guter Ratschlag. Okay, wir werden Dragon nicht ausmustern.” Auch auf den Investor Bill Ackman, der sich für eine Versöhnung aussprach, reagierte Musk mit Zustimmung: “Du hast nicht Unrecht.” Laut einem Politico-Bericht ist für Freitag ein Telefongespräch zwischen dem Weißen Haus und Musk angesetzt. Ziel ist es, die Spannungen zu senken. Infolge des öffentlichen Streits der beiden fiel die Tesla-Aktie am Donnerstag um 14%. 

Nicht direkt gut

Die Neobank N26 ist dem Vernehmen nach in Gesprächen über eine neue Finanzierungsrunde zu einer reduzierten Bewertung. Diese könnte einigen der bestehenden Investoren wie Coatue Management, Third Point und Dragoneer Investment ermöglichen, einen Teil ihrer Investments zurückzugewinnen. Die Finanzierungsrunde der Serie F würde es den Investoren ermöglichen, einen Teil ihrer Anteile zu verkaufen, hieß es. Bei der von N26 erörterten Struktur würden sie zudem einen Teil ihrer Beteiligungen in die neue Runde übertragen — zu einer niedrigeren Bewertung. Damit würden sie nicht die garantierte Rendite von 25% erhalten, die ihnen bei ihrem ursprünglichen Investment zugesagt worden war. Wie zu hören ist, könnte die Finanzierungsrunde rund 400 Millionen Euro einbringen und bis Ende dieses Jahres abgeschlossen sein, sofern sich N26 und die Investoren darauf einigen. BlackRock plant unterdessen eine zweite Runde von Stellenstreichungen in diesem Jahr. Zuvor hat der größte Vermögensverwalter der Welt rund 24 Milliarden Euro für Übernahmen ausgegeben, um tiefer in den Bereich Private Markets vorzudringen. Das Unternehmen wird dem Vernehmen nach 300 Stellen streichen.

Glänzt

Der Silberpreis ist auf den höchsten Stand seit 13 Jahren gestiegen. Schub brachten charttechnische Effekte sowie die Suche nach Sicherheit, die jüngst bereits den Goldpreis auf neue Rekordhochs getrieben hatte. Die Edelmetalle profitieren von dem Umstand, dass Anleger mit ihrem direkten Kauf keine Gegenpartei-Risiken eingehen. Am Kassamarkt verteuert sich Silber am Freitag um bis zu 1,5% auf zeitweise 36,18 Dollar je Unze. Am Donnerstag hatte der Preis 3,3% zugelegt. Gesucht sind angesichts dessen auch Bergbauwerte. In Toronto schloss gestern beispielsweise die Aktie First Majestic Silver fast 16% im Plus. ETFs verkaufen derzeit Gold und stocken ihre Silberbestände auf. Citigroup hat gerade asiatische Schwellenländer-Aktien auf neutral hochgestuft und britische Titel auf underweight gesenkt. Optimistisch indessen ist die Bank mit Blick auf Gold. Hier wartet sie jedoch noch auf stärkere Dynamik. Am Mittag notierte die Unze Gold bei 3.357 Dollar. Beim Rekordhoch vom 22. April waren es 3.500 Dollar.

Schwierig

Deutschlands Wirtschaft steuert auf das dritte Jahr ohne Wachstum zu, so die jüngste Prognose der Bundesbank – die im Dezember noch erwarteten 0,2% Wachstum für dieses Jahr sind dahin. Hoffnung auf Besserung setzt die Zentralbank allerdings ab kommendem Jahr in höhere Ausgaben für Infrastruktur und Verteidigung. Falls die Handelskonflikte eskalieren und die USA zusätzliche 20%-Zölle verhängen, worauf die EU ähnlich reagieren würde, droht Deutschland sogar eine zweijährige Rezession. Bundesbank-Chef Joachim Nagel betonte mit Blick auf US-Zölle und die unklare Handelspolitik Washingtons, dass die deutsche Industrie gerade erst wieder etwas an Stabilität gewonnen hatte. Dabei waren die jüngsten Zahlen ernüchternd: Im April schrumpften sowohl die industrielle Produktion (-1,4% im Monatsvergleich) als auch die Exporte (-1,7%), und beide Werte fielen schlechter aus, als Analysten erwartet hatten. Trotzdem gibt sich Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer gelassen und verweist optimistisch auf steigende Auftragseingänge, die eine baldige Erholung versprechen könnten. Die Zinssenkungen der EZB und das anstehende große Konjunkturpaket dürfte helfen, obgleich die US-Handelspolitik die Erholung derzeit dämpft.

Metro getroffen

Als Vergeltungsmaßnahme nach einem weitreichenden ukrainischen Drohnenangriff auf russische Luftwaffenstützpunkte hat Russland die Ukraine großflächig mit Drohnen und Raketen angegriffen. Laut der Kiewer Metro, deren tiefe Tunnel als Schutzräume dienen, wurde ihre Infrastruktur beschädigt. Eine der wichtigsten Linien sei teilweise vorübergehend gesperrt. Nur wenige Stunden zuvor sprachen Trump und Merz bei ihrem ersten persönlichen Treffen im Oval Office über mögliche Friedensverhandlungen in dem Krieg. Bis diese möglich seien, könne es nötig sein, die Ukraine und Russland “eine Weile kämpfen zu lassen”, sagte der US-Präsident. “Das sieht man beim Hockey oder im Sport allgemein – die Schiedsrichter greifen nicht sofort ein, sondern warten ein paar Sekunden.” Er betonte, dass er beide Seiten bestrafen würde, wenn sie es aus seiner Sicht nicht ernst meinten mit dem Frieden. “Es gehören immer zwei dazu. Aber wir werden hart durchgreifen — egal ob gegen Russland oder irgendwen sonst.”  

Was sonst noch so passiert ist:

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